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Markus Schirmer (Klavier)
Esther Hoppe ((Violine)
Danjulo Ishizaka (Violoncello)

Franz Schubert (1797-1828)
– Trio für Klavier, Violine und Violoncello Es-Dur D 929, op. 100 (1827)
I. Allegro
II. Andante con moto
III. Scherzo: Allegro moderato
IV. Allegro moderato

Arthur Honegger (1892-1955)
– Sonatine für Violine und Violoncello H 80 (1932)
I. Allegro non tanto
II. Andante
III. Scherzo
IV. Allegro

Dmitri Schostakowitsch (1906-1975)
– Klaviertrio Nr. 2 e-Moll, op. 67 (1944)
I. Andante – Moderato
II. Allegro con brio
III. Largo
IV. Allegretto

 

Trio für Klavier, Violine und Violoncello Es-Dur D 929, op. 100 (1827)
Die Maßstäbe, die Franz Schubert zum Beispiel mit seinem Es-Dur-Klaviertrio setzte, waren bestimmend für die große Kammermusik der Romantik und der klassischen Moderne. So verbindet dieses Programm das singuläre Stück Schuberts mit kostbaren, nicht oft zu hörenden Werken aus dem 20. Jahrhundert.

Franz Schubert schrieb sein Klaviertrio in Es-Dur im November und Dezember 1827, etwa ein Jahr vor seinem Tod im 31. Lebensjahr. Es ist das monumentalste Werk der gesamten Klaviertrioliteratur. Es ist, wie so viele Stücke von Schubert, ein Wunder an kompositorischer Kraft, melodischer und harmonischer Unverwechselbarkeit sowie zeitloser Modernität. Es war dem praktisch besitzlos von freundschaftlichen Zuwendungen und Tagesgeschäften lebenden, bereits todkranken Musiker in diesem Fall sogar vergönnt, sein Werk in zwei öffentlichen Aufführungen im Wiener Musikverein am 26. Dezember 1827 und anlässlich Beethovens erstem Todestag am 26. März 1828 zu hören. Die Wiener Zeitungen ignorierten die Konzerte. Das Publikum erkannte die Größe der Musik nur teilweise. Der Verlag Schott lehnte den Druck des Trios wegen der Länge ab, sodass Schubert sich von Freunden zu Kürzungen überreden ließ. In dieser Form wurde es das einzige zu Schuberts Lebzeiten außerhalb Österreichs gedruckte Werk. Trotz aller Erniedrigungen spricht Selbstbewusstsein aus Schuberts Schreiben an den Verlag: »Ich ersuche, dass die Auflage fehlerlos ist und sehe derselben mit Sehnsucht entgegen, Dedicirt wird dieses Werk niemandem außer jenen, die Gefallen daran finden.« Er hat die Auflage nicht mehr gesehen, da sie erst nach seinem Tod in Wien eintraf.

Entschlossen setzt das Allegro ein, zarte, tänzerische Episoden wechseln mit leidenschaftlichen Ausbrüchen ab; der stets mit Überraschungen aufwartende Satz wechselt zwischen Dur und Moll, das Cello stellt ein schwärmerisches Seitenthema vor. Schubert breitet ein Panorama innerster seelischer Zustände aus. Immer wieder gibt es harte, modern wirkende Brüche im harmonischen Fließen, dennoch wirkt das gesamte Gefüge in sich geschlossen. Die aufbrausende, stolze Gebärde trägt nur vermeintlich den Sieg davon, in die letzten nachhallenden Takte mischt sich Nachdenklichkeit.

Das Andante ist ein Trauermarsch, inspiriert von einem im Freundeskreis vorgetragenen schwedischen Volkslied (»Die Sonne sinkt«); die getragene Melodie ist aber unverkennbar persönlich gefärbt. Der sich leise wiegende Charakter der Musik wird von einer sich immer mehr verdichtenden und von Geige und Klavier übernommenen Cello-Klage unterbrochen. Am Ende kehrt der Trauermarsch zurück, lapidar, verzweifelt, die Musik bleibt quasi stehen. Freundlichere und hellere Töne schlägt das vergleichsweise kurze Scherzando an. Nicht auftrumpfend, sondern singend entwickelt sich das wienerisch gefärbte Thema. Im Trio brechen schroffere Klänge hervor, die aber gleich wieder in Frage gestellt werden. Im fast zwanzig Minuten langen, aber nie langwierigen Finale kehren in meisterhafter Verarbeitung die vielfältigen Farben des Stücks in ständig neu formulierter Gestalt wieder. Die Stimmung wendet sich ins Positive, ins Vitale, ja manchmal im perlenden Dialog von Klavier und Streichern ins fröhlich Bejahende – wäre da nicht, ein völlig neuartiges Verfahren, das zweimalige Zitat des Trauermarsches in den tragischen Tonarten h-Moll und es-Moll, wären da nicht jäh peitschende Unisono-Schläge. Mit kraftvollem Beharren endet ein Werk, welches vom Leben erzählt und heute noch bestürzend wahre, tiefe und reinigende Musik ist, wie am ersten Tag.

 

Sonatine für Violine und Violoncello H 80 (1932)
Der in Frankreich naturalisierte, aus der Schweiz stammende Arthur Honegger gehörte der »Groupe de Six« an. Im Gefolge des genialen Außenseiters Erik Satie und des Dichters Jean Cocteau hatten sich um 1915 in Paris fünf junge Komponisten und eine Komponistin zusammengefunden, die weder der Romantik noch der Zwölfton-Moderne, weder dem Impressionismus noch anderen Zeitgeistern huldigen wollten, sondern nach einer neuen Klassizität suchten und sich dabei auf Traditionen seit der Renaissance, aber auch auf populäre Musik, Jazz und Folklore beriefen. In Honeegers reichem Schaffen gibt es immer wieder Kostbarkeiten zu entdecken. Die gehaltvolle Sonatine für Violine und Cello, dem befreundeten Musikverlegerpaar Albert und Anna Neuburger gewidmet, erklang erstmals am 16. Dezember 1932 in Paris. Die vier Sätze des etwa viertelstündigen Stücks erfreuen mit charmant und melodiös formulierter Neoklassik. Auf einen nachdenklichen Kopfsatz folgt ein verträumtes Andante, das mit dem spielerisch-virtuosen Scherzo stimmungsvoll verschränkt ist. Im Finale herrschen spieltechnische Brillanz und gute Laune.

 

Klaviertrio Nr. 2 e-Moll, op. 67 (1944)
Dimitri Schostakowitsch widmete im Kriegsjahr 1944 dem jäh verstorbenen Freund und Musikwissenschaftler Ivan Sollertinsky sein 2. Klaviertrio. Während der Blockade Leningrads war auch der hochbegabte Benjamin Fleischmann, ein Schüler des Komponisten, ums Leben gekommen. Schostakowitsch verarbeitete die Trauer um die Freunde ebenso wie die tiefe Betroffenheit über das Schicksal des jüdischen Volkes, dessen Volksmusik ihm besonders am Herzen lag: »Die jüdische Volksmusik kann fröhlich erscheinen und in Wirklichkeit tragisch sein. Diese Eigenschaft kommt meinen Vorstellungen von Musik sehr nahe«, so der Komponist. »Musik muss immer zwei Schichten enthalten. Die Juden wurden so lange gequält, dass sie gelernt haben, ihre Verzweiflung zu verbergen. Sie drücken sie im Tanz aus.« Schostakowitsch hatte diesen bitteren Humor der Tänze über Abgründe hinweg selber notwendig, im ständigen Konflikt zwischen seiner Liebe zur russischen Heimat, seiner Sehnsucht nach künstlerischer Freiheit und dem Gefangensein in den sowjetischen Kunst-Doktrinen des »sozialistischen Realismus«.

Das Klaviertrio op. 67 ist Musik aus dem Innersten eines gequälten und mitleidenden Herzens – und Musik, die in ihrer relativen Einfachheit und ihrer erschütternden Wirkung einen ganz direkten Hörzugang ermöglicht. Elegische Melodien bestimmen den Kopfsatz, der vom Cello mit fahlem Flageolett eröffnet wird. Das zweite Thema kontrastiert mit naiv wirkender Dur-Seligkeit, die am Höhepunkt des Satzes brutal zerstört wird. Jähe Stimmungswechsel finden sich auch im Scherzo (Allegro con brio). Bedrohlich pochender Tonfall herrscht vor, doch in der Mitte gibt es ein kleines Trio, welches wie ein sehnsuchtsvoller Blick in eine bessere, idyllische Welt wirkt. Der dritte Satz in der barocken Passacaglia-Form ist die langsame, tief trauernde Einleitung zum Finale, welches sich aus leisem Violin-Pizzicato entwickelt. Das Klavier setzt zu gezupften Streicherakkorden mit einer Klezmermelodie ein, jenseits von Dur und Moll. Der Satz steigert sich zu einem düsteren Totentanz. Die Fugato-Einleitung des Werks und die Passacaglia tauchen schemenhaft wieder auf. Hoffnungslos in sich kreisende Bewegung führt zum Schluss, der gleichsam in versprengte Motive zerbricht.

Gottfried Franz Kasparek


Markus Schirmer, Klavier

Geballte Energie, höchste Ausdruckskraft sowie eine faszinierende Symbiose aus Emotion und Intellekt kennzeichnen das Spiel des österreichischen Ausnahmepianisten, der schon früh die wichtigsten Konzertserien und Festivals im Sturm eroberte: Musikverein Wien, Suntory Hall Tokio, Wigmore Hall London. Er konzertierte mit…

Esther Hoppe, Violine

Die Schweizer Geigerin Esther Hoppe hat sich über die Jahre als Solistin, Kammermusikerin und als Pädagogin international einen Namen gemacht. Nach Studien in Basel, Philadelphia (Curtis Institute of Music), London und Zürich gewann sie 2002 den 1. Preis beim Internationalen…

Danjulo Ishizaka, Violoncello

Seit dem Gewinn des ARD Wettbewerbs und des Grand Prix Emanuel Feuermanns zählt Danjulo Ishizaka weltweit zu den herausragenden Cellisten seiner Generation. Seine unverkennbare Klangfarbe und wahrhaftige musikalische Tonsprache zeugen von höchster Individualität und persönlichem Ausdrucksvermögen. Er»ist eine veritable Musikerpersönlichkeit,…

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