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Trio Opus 8
Michael Hauber (Klavier)
Eckhard Fischer (Violine)
Mario de Secondi (Violoncello)

Thomas Riebl (Viola)
Claudia Strenkert (Horn)

Clara Schumann (1819-1896)
– Klaviertrio g-Moll, op. 17 (um 1847)
I. Allegro moderato
II. Scherzo. Trio
III. Andante
IV. Allegretto

Johannes Brahms (1833 1897)
– Trio für Klavier, Violine und Waldhorn Es-Dur, op. 40 (1865)
I. Andante
II. Scherzo: Allegro
III. Adagio mesto
IV. Finale: Allegro con brio

Friedrich Witt (1770-1836)
– Hornquartett Es-Dur (1802/1814)
I. Adagio – Allegro risoluto
II. Andante
III. Alla Polacca

Robert Schumann (1810-1857)
– Klavierquartett Es-Dur, op. 47 (1842)
I. Sostenuto assai, Allegro ma non troppo
II. Scherzo. Molto vivace
III. Andante cantabile
IV. Finale. Vivace

Rund um Schumann – ein Konzert mit diesem Motto muss wohl Werke von Robert Schumanns Frau Clara und jenes Mannes, den er besonders förderte, Johannes Brahms, beinhalten. Dazu kommt als Gruß aus der Klassik eine Rarität von Friedrich Witt.

Klaviertrio g-Moll, op. 17 (um 1847)
Clara Schumann ist die wohl am besten dokumentierte und berühmteste Komponistin der Vergangenheit. Ihre Kindheit als Tochter des diktatorischen Klavierpädagogen Friedrich Wieck, ihre gefeierten Wunderkind-Auftritte, ihre Liebe und erkämpfte Ehe mit Robert Schumann, ihre tiefe Freundschaft zu Johannes Brahms, ihre glanzvolle Tätigkeit als Pianistin bis ins hohe Alter, ihr ambivalentes Verhältnis zu ihren Kindern, deren Erziehung sie nach dem Tod des Gatten großteils ihrer Laufbahn opferte – das alles macht sie zur unter Musikfreunden bestens bekannten Künstlerin, zum ebenso umstrittenen wie erfolgreichen »Star« in einer Zeit, in der es nicht üblich gewesen ist, dass Frauen ihre Karriere dem Privatleben vorziehen. Das alles verdunkelt aber den Blick auf ihr relativ schmales kompositorisches Schaffen, das sich auf die Jahre 1828 bis etwa 1853 konzentriert, sieht man von wenigen späteren Gelegenheitswerken ab.

Neben einem Klavierkonzert, vielen Solostücken für ihr Instrument, Liedern und zwei Violinromanzen ist das wohl bekannteste und am meisten gespielte Werk aus Claras Feder das Klaviertrio in g-Moll op. 17. »Natürlich bleibt es immer Frauenzimmerarbeit, bei der es an der Kraft und hie und da an der Erfindung fehlt«, meinte sie selbstkritisch über diesen Höhepunkt ihres Schaffens, geschrieben 1846/47 in einer schwierigen Zeit der ständigen Schwangerschaften und mancherlei Probleme im Hause Schumann. »Diese Stunden des Selbstvergessens, wo man nur mehr in Tönen atmet« waren ihr damals wichtig, ja lebensnotwendig. Die vier Sätze voll frischer Melodik sind handwerklich nach allen Regeln der Kunst gefügt, das Stück ragt über die Durchschnittsqualität der Zeit hinaus – ob es die Spannkraft der Trios von Robert Schumann oder Brahms erreicht, sei den aufmerksam Zuhörenden überlassen. Wesentlich ist die Ehrlichkeit des Ausdrucks, die hinter den sorgfältig gesetzten Noten steht.

Trio für Klavier, Violine und Waldhorn Es-Dur, op. 40 (1865)
Johannes Brahms schrieb sein Waldhorntrio im Mai 1865 im waldreichen Lichtental bei Baden-Baden, wo er mehrere Jahre hindurch die warme Jahreszeit verbrachte. Die erste öffentliche Aufführung fand am 28. November in Zürich statt, mit dem Komponisten am Klavier. Vor der Drucklegung 1866 überarbeitete Brahms das Werk und vereinfachte die Hornstimme, welche für das damals bereits selten gewordene Waldhorn gedacht war. Er liebte den warmen und weichen Klang der alten Instrumente besonders – die modernen Ventilhörner bezeichnete er einmal abschätzig als »Blechbratschen« – und schrieb für sein Stück ein Naturhorn in Es vor. Freilich hatte er damit schon bei seinen Zeitgenossen oft wenig Glück So schrieb die Lebensfreundin Clara Schumann nach einer Aufführung des Werks im Winter 1866 an Brahms: »Dein Trio … hatten wir schön einstudiert, und der Hornist war vortrefflich! Ich glaube, er hat nicht einmal gekiekst, und das will doch viel sagen; freilich hatte er das Ventilhorn, zum Waldhorn war er nicht zu bringen.« Die Wiener Variante des Instruments mit ihrem warmen Klang kommt wohl den Vorstellungen des Komponisten am nächsten. Mit dem Horn hat Brahms auch Erinnerungen an die Kindheit verbunden, wie Max Kalbeck berichtet: »Das Naturhorn war neben Violoncell und Klavier das Hauptinstrument des Knaben Johannes, und er mag seiner Mutter oft ihre in dem Werke angeschlagenen oder angedeuteten Lieblingsmelodien vorgeblasen haben.« Kalbeck meint damit im Werk versteckte Volksliedzitate. Auf jeden Fall ist das Trio op. 40 ein Stück inniger Trauerarbeit; es entstand drei Monate nach dem Tod der geliebten Mutter. Das Horn als »romantisches Instrument par excellence«, als Symbol für einsame Sehnsucht und Naturverbundenheit, eignet sich für die Trauer allerdings ebenso gut wie für Jagdlust und vitalen »frohen Hörnerschall«.

Der Kopfsatz ist – als einziger Satz von Brahms! – kein Sonatensatz, sondern ein Dialog zwischen einer ruhigen Hornmelodie und Seufzermotiven. Die Grundtonart Es-Dur wird erst am Schluss befestigt. Die Atmosphäre entspricht der zwischen lieblicher Idylle und dunklen dämonischen Kräften schwebenden Stimmung der Waldeinsamkeit, wie wir sie aus dem Werk des Dichters Eichendorff kennen. Ganz der dämonischen Sphäre gehört das Scherzo an, in dessen trauervollem Trio sich das mit Ludwig Uhlands Text »Es zogen drei Bursche wohl über den Rhein« bekannte Volkslied verbirgt, das auch Gustav Mahler in seiner 3. Symphonie zitiert hat. Das Adagio mesto (trauriges Adagio, eine singuläre Satzbezeichnung bei Brahms) in der ungewöhnlichen »Gespenster-Tonart« es-Moll ist ein tief empfundener wehmütiger Gesang, aus dem das Horn mit freundlichen, das Thema des Finalsatzes vorweg nehmenden Klängen auszubrechen versucht, ehe auf einen schmerzvollen Fortissimo-Ausbruch wiederum die ernste Weise folgt. Erst im Finale, einem groß angelegten, melodisch erfrischenden Sonatensatz setzt sich befreiende, gleichsam neu gewonnene Lebensfreude durch.

Hornquartett Es-Dur (1802/1814)
Friedrich Witt, ein Jahrgangskollege Beethovens, stammte aus dem Hohenloher Land, war Schüler Antonio Rosettis und begegnete in Wien Joseph Haydn, dessen Einfluss für sein reiches Schaffen – darunter 23 Sinfonien, Messen, Opern, Kammermusik – bestimmend wurde. Ab 1802 war er Hofkapellmeister in Würzburg und ein geschätzter Komponist, der stilistisch seinen klassischen Vorbildern sein Leben lang treu blieb. Immerhin wurde eine seiner Sinfonien – die sogenannte »Jenaer« – lange Zeit für ein Werk Beethovens gehalten. E.T.A. Hoffmann schätzte Witt hoch; von Schumann ist keine Äußerung über ihn erhalten. Nach seinem Tod 1836 geriet er wie so viele »Kleinmeister« in Vergessenheit, doch in den letzten Jahrzehnten wurde manch inspiriertes Stück aus Witts geläufiger Feder wieder entdeckt, so auch das wohl in seiner ersten Würzburger Zeit entstandene Quartett für Horn, Violine, Viola und Cello. Das vergnügliche, erst in unserer Zeit erstmals gedruckt Stück bietet beste Unterhaltung. Das Streichtrio dient in der Hauptsache der Begleitung der virtuosen Hornstimme.

Klavierquartett Es-Dur, op. 47 (1842)
Vom 2. Klavierquartett Robert Schumanns, dem in Es-Dur op. 47, kennen wir die exakten Daten der Entstehung. Das Werk wurde zwischen dem 24. Oktober und dem 26. November 1842 in Leipzig komponiert und ist dem russischen Grafen Mathieu Wielhorsky, der offenbar ein fabelhafter Hobbycellist war, gewidmet. Nach der Uraufführung am 5. April 1843 in einer privaten Gesellschaft meinte Schumann, das Werk nehme sich »recht effektvoll aus«. Dem ist zuzustimmen, denn das Stück ist von lebhafter melodischer Inspiration getragen, aber auch voll kompositorischer Feinarbeit. Impulsives Drängen und introvertiertes Nachsinnen, Ausbruch und Schwärmerei – eben Florestan und Eusebius, wie Schumann die zwei Seelen in seiner Brust nannte, sprechen die dem Komponisten eigene, hoch romantische und zeitlos sensible Sprache.

Wunderbar, wie das Klavier auf das Streicherthema zu Beginn gleichsam aus echohafter Ferne antwortet. Klagende, sehnsuchtsvolle Melodien bestimmen den ersten Satz, der zwischen mitreißender Rhythmik und lyrischem Innehalten pendelt. Gegen Schluss setzt sich positive Stimmung durch; ein leidenschaftlich die Lebensfreude beschwörendes, rondoartiges Scherzo folgt. Zwei Trios, ein schlichtes, liedhaftes und ein geheimnisvolles, harmonisch experimentelles, schaffen Kontraste. Das Andante cantabile besteht aus sieben kunstvollen Variationen, alle durch eine poesievoll schwebende, lyrische Grundstimmung verbunden. Im rasanten, kraftvollen Vivace mit seinen feinen Mozart-Reminiszenzen werden klassische Sonaten- und Rondoform originell miteinander verbunden. Die kunstvollen Fugato-Teile und die energischen Motive des vielgestaltigen Satzes führen zu einem überaus optimistischen Finale.


Trio Opus 8, Klaviertrio

Michael Hauber (Klavier) Eckhard Fischer (Violine) Mario de Secondi (Violoncello) Die im Jahr 1986 gegründete Trio-Formation war bereits im gleichen Jahr Preisträger bei Kammermusikwettbewerben in Colmar, Triest und Florenz. Seitdem spielt es unverändert in der gleichen Besetzung. Die auch solistisch…

Thomas Riebl, Viola

Thomas Riebl wurde 1956 in Wien geboren. Er studierte mit Siegfried Führlinger, Peter Schidlof und Sandor Végh. Mit 16 Jahren debütierte er im Wiener Konzerthaus; seither konzertierte er auf den bedeutendsten Podien Europas und der USA, mit unzähligen Orchestern und…

Claudia Strenkert, Horn

Claudia Strenkert wurde 1970 in Kempten geboren und erhielt dort auch ihren ersten Hornunterricht, bevor sie im Alter von 16 Jahren als Jungstudentin an der Hochschule für Musik in München aufgenommen wurde. Sie studierte danach an der Hochschule für Musik…

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