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Das ungleiche Duo Violine und Klavier bei Beethoven erstmals als Team gleichberechtigter Partner.

Benjamin Schmid (Violine)
Ariane Haering (Klavier)

Ludwig van Beethoven (1770-1827)
– Violinsonaten Nr. 2 A-Dur op. 12/2
– Violinsonaten Nr. 6 A-Dur op. 30/1
– Violinsonaten Nr. 9 A-Dur op. 47 »Kreutzersonate«

 

Die 2. Sonate op. 12 (1797/98), siehe dazu auch Text zum Konzert 1) erinnert in ihrem Kopfsatz an das Finale der ersten, was den tänzerischen Tonfall betrifft. Zwar überraschen im weiteren Verlauf eine unvermutete Generalpause und ein jähes Moll-Unisono am Ende der Exposition, aber der Charakter bleibt ein fröhlicher. Im Mittelsatz in a-Moll zeichnen sich schon symphonische Mittelsätze Beethovens ab, die nicht wirklich langsam sind, sondern eher graziöse, wenngleich doppelbödige Zwischenspiele – »Andante, più tosto Allegretto« eben, also eher Allegretto als Andante, eher hurtig als getragen. Das abschließende »Allegro piacevole«, wörtlich ein »gefälliges Allegro«, sorgt für einen schwungvollen Schluss.

Die drei Sonaten op. 30 schrieb Ludwig van Beethoven 1802 und widmete sie dem Zaren Alexander I. von Russland. Die damals üblichen Widmungen an hochgestellte Personen waren oft wirtschaftlich begründet. In der ersten Sonate in A-Dur erfreut ein ebenso dicht harmonisierter wie kunstvoll knapp gehaltener Allegro-Kopfsatz, ehe das »Adagio molto espressivo« sehr gewichtige Töne anschlägt. In dreiteiliger Liedform, durchpulst von einem jener typisch Beethoven’schen unwiderstehlich rhythmischen Einfälle, erklingt über der Begleitung eine edle Melodie von großer Schönheit, deren flehende Schusswendung den Gesang »An die Hoffnung« (op. 32, 1805) vorwegnimmt. Im Finale zeigt sich der junge Komponist bereits als großer Meister in der Kunst der abwechslungsreichen und spielfreudigen Variation.

Die »Kreutzer-Sonate« op. 47 ist nicht nur neben der »Frühlingssonate« Beethovens populärstes Werk für diese Gattung, hat nicht nur einen berühmten Roman von Leo N. Tolstoi und indirekt ein aufwühlendes Streichquartett von Leoš Janáček inspiriert, sondern ist eigentlich gleich zwei großen Geigern gewidmet. George Bridgetower (eigentlich Hieronimo Hyppolito de Augusto, 1778-1860) war der Sohn des vermutlich aus Äthiopien stammenden, zeitweiligen »Kammermohren« des Fürsten Esterhàzy und einer deutschen Mutter. Joseph Haydn war sein erster Musiklehrer. Später lebte er in London und bereiste als gefeierter Virtuose Europa. So lernte er in Wien Beethoven kennen und brachte mit diesem am 24. Mai 1803 die Sonate op. 47 zur Uraufführung.
Dennoch widmete der Komponist das Stück bei der Drucklegung dem französischen Musiker Rudolphe Kreutzer – sei es, weil er mit Bridgetower Streit wegen einer Frau hatte oder schlicht aus Gründen des Geldes und des Marktes, der damals schon das Kunstleben mitbestimmte. Kreutzer (1766-1831) trat 1803 ebenfalls in Wien auf und war einer der »Stargeiger« seiner Zeit, aber auch Dirigent und vor allem Komponist von nicht weniger als 40 Opern, 19 Violinkonzerten und vielem mehr – lediglich seine Studienstücke für Violine sind noch präsent. Die »Kreutzer-Sonate« hat er übrigens nie öffentlich gespielt, weil er sie als »einzige Tortur für das Instrument« empfand. In der Tat prescht Beethoven mit diesem Stück sozusagen in die frühe Moderne vor, schreibt eine Sonate in A- Dur, die eigentlich eine in a-Moll mit F-Dur im Mittelsatz ist und erst im Finale nach A-Dur wechselt, lässt ein widerspenstiges Hauptthema suchend durch den Kopfsatz geistern und einen leeren Akkord taktelang auf der Stelle treten. Das aufgeputschte Presto zerfällt erbarmungslos in acht Adagio-Takte. Das von Sehnsucht erfüllte Andante besteht aus vier sehr unterschiedlichen, oft geheimnisvoll wirkenden Variationen über das umgekehrte Hauptmotiv des ersten Satzes. Auch das rondoartige Finale ist ein Wunderwerk an An- und Umspielungen; insgesamt ist dies der »Urknall« der großen Konzertsonate der Romantik.

Gottfried Franz Kasparek


Benjamin Schmid, Violine

Der 1968 in Wien geborene Geiger studierte in Salzburg, Wien und Philadelphia und zählt zu den international erfolgreichsten Interpreten seiner Generation. In den Jahren 1985 bis 1992 gewann er u. a. den Londoner Carl Flesch Wettbewerb, und zwar gleichzeitig den…

Ariane Haering, Klavier

Die 1976 in Le Locle in der Schweiz geborene, in Salzburg lebende Pianistin studierte in ihrer Heimat und schloss 1992 mit Auszeichnung ab, danach besuchte sie Meisterklassen in den USA und in Lausanne. Sie gewann eine ganze Reihe wichtiger Preise,…

 

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